Welchen Beitrag können Unternehmen leisten? 

Wege zur Arbeit oder innerhalb des Dienstes machen knapp 40 % des Verkehrsaufkommens in Deutschland aus [1]. Besonders in Städten führt der Berufsverkehr zu Stau und erzeugt einen großen Bedarf an Parkplätzen. Mit einem betrieblichen Mobilitätsmanagement können Arbeitgeber aktive Mobilität erleichtern – etwa durch ein Betriebsticket für den ÖPNV und eine fahrradfreundliche Unternehmenskultur.

Foto von Christina Klusch


„Aktive Mobilität kann nicht nur die CO-Bilanz von Unternehmen verbessern, sondern auch fester Bestandteil des betrieblichen Gesundheitsmanagements sein. Denn regelmäßiges Gehen oder Radfahren schafft einen Ausgleich etwa zu Büroarbeiten und hilft beim Stressabbau. Unternehmen können einiges tun, um die Bedingungen dafür zu verbessern.“

Christina Klusch,
Unternehmensforscherin am IÖW


Betriebliche Mobilitätskonzepte

Abhängig von der Branche, dem Standort und individuellen Faktoren haben alle Organisationen bestimmte Mobilitätsbedürfnisse: Mitarbeitende fahren zur Arbeit oder auf Dienstreisen, Kund:innen sollen empfangen oder beliefert werden und auch durch die Zusammenarbeit mit Geschäftspartner:innen entsteht Verkehr. Betriebliches Mobilitätsmanagement zielt darauf ab, auf diese Mobilitätsbedürfnisse so einzugehen, dass sozial und ökologisch nachteilige Auswirkungen minimiert werden.

Es gibt drei verschiedene Strategien für ein integriertes Mobilitätskonzept [2]:

  1. Die Effizienz der derzeitigen Verkehrsmittel kann verbessert werden. Neben technischen Lösungen, die die Emissionen reduzieren, ist Carsharing/Pooling eine Option.
  2. Organisationen können auf andere Verkehrsträger umsteigen, die mehr Nutzen für die Gesundheit und den Klimaschutz bringen, z. B. aktive Mobilität.
  3. Möglichkeiten zur Verringerung des Verkehrsbedarfs können geprüft werden, z. B. durch den Einsatz von digitalen Technologien für Online-Meetings.


Vom Fahrradständer bis zur Unternehmenskultur

Wie und welche dieser Maßnahmen umgesetzt werden, hängt stark von der Organisationskultur ab, d. h. von den vorhandenen Richtlinien, Werten, Prozessen und Strukturen [3]. Neben infrastrukturellen Veränderungen – etwa geeigneten Fahrradstellplätzen und Duschen –ist daher auch ein Wandel hin zu einer Kultur der aktiven Mobilität im Sinne des Klimaschutzes und der Gesundheit notwendig: Anstatt der (ausschließlichen) Förderung von Dienstwagen, könnte ein Unternehmen beispielsweise seinen Mitarbeitenden ein monatliches Mobilitätsbudget zur Verfügung stellen, das sie je nach Bedarf für verschiedene Verkehrsmittel nutzen dürfen.

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Unsere Forschungsfragen:

  • Wie können Unternehmen durch Mobilitätsmanagement Synergien zwischen Klimaschutz und Gesundheitsförderung begünstigen?
  • Wie kann organisationales Leadership den Mitarbeitenden erleichtern, auf aktive Mobilität umzusteigen?
  • Welche Veränderungen braucht es dafür, etwa bezüglich der (Infra-)Strukturen und der Unternehmenskultur?


Zitierte Literatur

1. Infas (2019) Mobilität in Deutschland: Kurzreport. https://fops.de/wp-content/uploads/2020/11/70.0904_Kurzbericht.pdf
2. Nykvist B, Whitmarsh L (2008) A multi-level analysis of sustainable mobility transitions: Niche development in the UK and Sweden. Technol Forecast Soc Change 75(9):1373-1387. https://doi.org/10.1016/j.techfore.2008.05.006
3. Okraszewska R (2016) The Impact of Organizational Culture on Bicycle Commuting Frequency: The Research Based on Example of Three IT companies. In: Bąk M, ed. Transport Development Challenges in the Twenty-First Century. Springer Proceedings in Business and Economics. Springer International Publishing 201-210. https://doi.org/10.1007/978-3-319-26848-4_18
4. Tran M, Forst L, Buchanan S (2015) Not on the Radar: Active Commuting as a Workplace Wellness Issue. J Occup Environ Med 57(9):e91. https://doi.org/10.1097/JOM.0000000000000515